Liebe Musik-Maler,

ich glaube, eure Augen, Ohren und Hände sind ein einziges, großes Organ. Ihr könnt Musik sehen, fühlen. Riechen. Ich frage mich: Was passiert in euch, wenn ich euch meine Lieblingsmusik zeige?

Wenn dann Metallicas »Enter Sandman« durch die Lautsprecher donnert: Bekommt ihr Gänsehaut, Angst? Und: Was schmeckt ihr? Apfelkuchen? Benzin?

Denkt ihr schon über Farben, Motive, Formen nach, wenn die ersten Akkorde klingen? Entschuldigt bitte die vielen Fragen. Aber ihr macht Töne zu Gestaltwandlern. Ich kann mir plötzlich Musik ansehen. Das ist Magie. Und ich will euch verstehen. Ich muss also viel fragen.

Auch bei ECLAT malt ihr Musik. Ihr nehmt Töne und formt aus ihnen Farben, Linien, Bilder. Ihr macht etwas Unsichtbares sichtbar.

Und dann steht ihr da, mit dem Stift in der Hand, und wartet auf den ersten Klang. Wird es ein wütendes Rot oder ein sanftes Blau? Die Musik spielt. Und das Blatt Papier füllt sich.

Alex Paxton vergleicht Musik mit Malerei: Drei Keyboards, E-Gitarren und Geigen spielen bei seinen Stücken zusammen in einem bunten Orchester. Und zu seinem sechsten Streichquartett malt der Komponist Thomas Stiegler einen Comic. Der soll das Programmheft ersetzen.

Bilder sagen mehr als Worte.

Ihr, liebe Musik-Maler, baut Brücken zwischen zwei Dimensionen. Ihr zeigt uns, wie unsere Lieder aussehen. Ob sie hübsch sind oder hässlich. Ob wir sie uns ins Zimmer hängen würden.

Ich glaube, dass ihr auf der Suche nach Wahrheit seid.

Deshalb brauchen wir euch.

Herzlichst,
Ihr Jakob Roth