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Werkinformationen

Uwe Rasch: DSDLDASSPIELDASLEBEN

Mit Ach und Krach ist die Überschrift für drei unabhängige Werke versprecher (2014), KinderStücke (2019-21) und DasSpielDasLeben (DSDL 2023/24), die sich wechselseitig beleuchten. Ihre Schnittmengen sind Erfahrungsfelder wie Zugewandtheit, Empathie, Zusammenhalt unter spezifischen Umständen, Bewältigungsversuche, Wachheit gegenüber sozial-normativen Vorgaben, Unterscheidungsfähigkeiten.

 

Auf unterschiedliche Weise verbindet diese Stücke auch eine Kombination aus auditiven, performativen und visuellen Mitteln. Zu dieser Hybridität (SchauSpielSzenenMusik) muss jeweils eine Art Topographie der Aufführungssituation bedacht und entworfen werden. Inszenatorische Elemente, Präsentationsformen, raumabhängige Positionierungen haben deshalb ein anderes Gewicht als bei einem rein kammermusikalischen Stück. Die Werke sind nur live adäquat rezipierbar, wobei Varianten in der Materialorganisation zu unterschiedlichen Ausprägungen führen, z. B. als Hörstück, Film, Installation, Performance, als Ensemble- oder Musiktheaterprojekt: Vergegenwärtigungen durch unterschiedliche Schwerpunktsetzungen der Materialien, immer im Versuch, Auseinanderlaufendes oder (scheinbar) aneinander Vorbeilaufendes miteinander in Verbindung zu bringen und damit aufeinander zulaufen zu lassen, um es anders wahrnehmen zu können.

 

15. (…) »Künstlerische Vergegenwärtigung konfrontiert die Kontinuität des Präsens mit Gegenwirklichkeiten. Vergegenwärtigen ist ein Angriff auf die Hegemonie einer Zeitordnung. Denn Gegenwart ist nie identisch mit der Aktualität, sie ist kein Punkt auf einer Linie, keine durch Synchronisierung hergestellte Sequenzfläche und auch kein technisch kontrollierter Raum der Anwesenheit, sondern die Streuung der Eigenzeit von Lebewesen, Dingen, Stoffen, Materialien, die aus ihrer gegenseitigen Wahrnehmung hervorgeht. Gegenwart ist immer dynamisch und oppositional zu denken. Vergegenwärtigung sollte dementsprechend als eine Auseinanderfaltung, eine Rekonfiguration dispersiver Intensitäten verstanden werden.«

aus: Ludger Schwarte, Notate für eine künftige Kunst, Berlin 2016

(Uwe Rasch)

 

Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich. (Leo Tolstoi, Anna Karenina)

 

DasSpielDasLeben (DSDL) ist ein Konzept zur Kontaktaufnahme und damit vor-, aber nicht zu Ende gekocht. Es ist ein ernst zu nehmendes Spielangebot, das zwar durch Harmlosigkeit organisiert, aber von einem Harm ausgehend gespielt wird. Niemand kommt zu Schaden, aber ein »Schaden« wird zum Startpunkt.

 

DSDL bietet Materialien und Zeitstrukturen an, die für den Ablauf immer wieder neu organisiert und ortsspezifisch verändert werden können. Dazu wird am jeweiligen Aufführungsort eine Person mit prekärer Biografie interviewt und gefilmt und mit Elementen des Kinderspiels Das Spiel des Lebens in Korrespondenz gesetzt. Durch das Spielkonzept wird die reale Biografie mit der idealisierten, geradlinigen Gehobene-Mittelschichts- Karriereplanung, wie sie im Gesellschaftsspiel Das Spiel des Lebens angelegt ist, konfrontiert.

 

Alle Materialien sollen so organisiert und »inszeniert« werden, dass neue Aktualität und zeitspezifische Konkretion entstehen können, die im Zusammenspiel von Gehalt, Form und Material über das Spiel selbst hinausweisen. In diesem Sinne wünsche ich allen jeweils Beteiligten das Glück, Pech im Spiel zu haben.

 

Es ist etwas, das man sieht oder fühlt, und gleich daneben ist es.

(Alexander Kluge, Der Liebe Mund küßt auch den Hund)

 

Das Spiel besteht aus vier Elementen:
1. Biografie-Video: Am konkreten Aufführungsort wird eine Person in prekärer Lebenslage interviewt und dokumentarisch gefilmt – respektvoll und mit dem Ziel, nicht »Elend auszustellen«, sondern zu zeigen, dass ein Leben trotz immenser Anstrengungen und Herausforderungen bewältigt wird. Die Protagonist*in ist Teil des Ensembles und wird entsprechend honoriert. Das fragmentierte Video ist der Ausgangspunkt und wesentlicher Bestandteil der Aufführung.

2. Die Spielregeln des Gesellschaftsspiels Das Spiel des Lebens
3. Musik. Das klingende Material kann sowohl komponiert, kompiliert,

collagiert als auch zitiert werden.
4. Abbildungen des Gesellschaftsspiels Das Spiel des Lebens.

 

Dazu gibt es frei wählbare Spielkarten-artige Arbeitsblätter, die die Zeitstruktur, Komplexität und Unvorhersehbarkeit des Ablaufs eines Spiels (einer Aufführung) bestimmen. Es entstehen ständige Wechsel von Stimmungen, Klangtypen und Genres, die sensibel und nicht illustrativ in Korrespondenz zur gefilmten Biografie gesetzt werden.
(Uwe Rasch)

Biographie

Uwe Rasch

Uwe Rasch (*1957) studierte an der Universität und an der Hochschule für Kunst und Musik in Bremen. Er war Gast in der Kompositionsklasse von Rolf Riehm in Frankfurt, Stipendiat der Hochschule Bremen, freier Mitarbeiter bei Radio Bremen, Lehrbeauftragter an der Hochschule für Künste Bremen bis 2008, Musikpädagoge. Er ist Mitbegründer und Mitarbeiter der projektgruppe neue musik bremen und Mitglied der Künstlergruppe stock11.

Die meisten seiner Arbeiten sind geprägt durch audio-visuelle Verbindungen, gestische, halbszenische, konzert-installative Momente sowie durch die unterschiedlichsten Korrespondenzen zwischen Körper(bewegung) und Klang. Häufig entstehen »Klangbilder« in Zusammenarbeit mit Schauspielern, Tänzern und Sängern sowie Filmern.

Ein Portrait des Komponisten Uwe Rasch. Sein Gesicht ist wie ein Mosaik aus leicht hervorgehobenen Quadraten zusammengesetzt.
Uwe Rasch
© Uwe Rasch
Ein Portrait des Komponisten Uwe Rasch. Sein Gesicht ist wie ein Mosaik aus leicht hervorgehobenen Quadraten zusammengesetzt.
Ein Portrait des Komponisten Uwe Rasch. Sein Gesicht ist wie ein Mosaik aus leicht hervorgehobenen Quadraten zusammengesetzt.
Biographie

Pony Says

Pony Says

Thilo Ruck, E-Gitarre

Felix Nagl, Keyboard

Lucas Gérin, Percussion

 

Das Trio Pony Says hat sich auf zeitgenössische Musik und freie Improvisation spezialisiert. Zusätzlich zu ihren Hauptinstrumenten (Klavier/Keyboard, Schlagzeug/E-Schlagzeug, Gitarre/E-Gitarre) spielen die drei Ad-hoc-Instrumente, steuern Live-Elektronik und integrieren Licht und Video in ihre Performance. Die von Pony Says in Auftrag gegebenen Werke entstehen stets in enger Zusammenarbeit mit Komponist*innen und verhandeln Fragen zu soziokulturellen Themen, This-ness, elektronischer Musik, Popkultur, Musik mit Musik, Konzeptualismus, neue Disziplinen und Bearbeitungspraktiken in der neuen Musik. Die Improvisation ist integraler Bestandteil der Arbeit des Trios und dient der Verbesserung des Zusammenspiels, der Erweiterung der Klangpalette und der Entwicklung neuer Stücke. Die Musiker improvisieren auch regelmäßig in Konzerten, gleichberechtigt mit der Interpretation des eigenen Repertoires. Der Ensemble-Sound soll elastisch gehalten werden, wenngleich Pony Says laute, dichte elektronische Texturen mit Klangklischees und rhythmischen Brüchen bevorzugen. Bislang haben sie Stücke von Neo Hülcker, Philipp Krebs, Ui-Kyung Lee, Jessie Marino, Martin Schüttler, Steven Takasugi, Julian Siffert und Yiran Zhao uraufgeführt.

Foto: Julia Schäfer
On Demand

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Konzerte 1a
DasSpielDasLeben mit Gerald

Konzerte 1c
DasSpielDasLeben mit Patricia

Konzert 2 ERÖFFNUNGSKONZERT

Konzert 6
SEPHIROT

Konzert 8
LES MURS MEURENT AUSSI

Konzert 9
SOLO

Konzert 10
KAMMER-SPIELE 1

Konzert 11 STREICHQUARTETT

Konzert 12
KAMMER-SPIELE 2

Konzert 15
SUR REALITIES

Reportage

DasSpielDasLeben

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»DasSpielDasLeben« ist Teil von Uwe Raschs Trilogie »Mit Ach und Krach«. Es stellt den Brettspiel-Klassiker »Das Spiel des Lebens« Menschen gegenüber, die es im Leben schwer haben. Was sind seine Ideen dahinter und wie klingt das Stück?

 

Autor: Jakob Roth

Artist´s Message

Fünf Fragen an Uwe Rasch

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Interview

Uwe Rasch

Michael Zwenzner in conversation with Uwe Rasch.

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Z:

Als Erstes möchte ich Dich bitten, Dich kurz vorzustellen und uns ein paar grundlegende Informationen über die Reihe Deiner fünf Beiträge zum ECLAT Festival 2025 zu geben, die Du unter dem Titel »Mit Ach und Krach« zusammengefasst hast, und uns auch ein paar Auskünfte darüber geben, was diese Stücke, die über das gesamte Festivalprogramm verteilt sind, miteinander verbindet?

 

R:

Mein Name ist Uwe Rasch und ich habe als Musik- und Politiklehrer gearbeitet, bin entsprechend auch ausgebildet als Musikschreiber. Als Videokünstler bin ich eigentlich völliger Autodidakt. Vielleicht in Kürze ein paar biografische Daten, weil das vielleicht in dem Zusammenhang nicht unwichtig ist. Also ich bin eher aus einem handwerklich proletarischen Milieu, wo es eben auch oft knapp war. Wir sind drei Kinder. Meine Eltern haben mal überlegt, uns nicht weiter zur Realschule gehen zu lassen, weil einfach das Geld ein bisschen knapper war für den Bus, denn wir mussten in die Kreisstadt fahren. Dann bin ich zum Glück in diese Bildungsreform reingeraten, so dass es Schüler-BAföG gab. Und dann konnte ich nach der Realschule zum Wirtschaftsgymnasium gehen und Abitur machen. Das heißt im Grunde, in meiner ganzen Schullaufbahn habe ich musische Fächer fast gar nicht erfahren. Ein bisschen in der Realschule Singen und das war’s. Ich sage das nur deshalb, weil das natürlich noch einen anderen Dreh produziert in der Ausbildung, und im Umgang mit Musik ist es dann nicht so ganz einfach, da zurechtzukommen und das alles nachzuholen. Und auf der anderen Seite auch dafür wichtig, und deswegen erzähl ich´s, sich von Dingen berühren zu lassen, die mir nicht so fremd sind. Ich war nach dem Studium auch lange arbeitslos, war zweimal kurz auf Sozialhilfe. Wenn ich nicht irre viel Glück gehabt hätte in meinem Leben, hätte es anders gehen können. Ich wäre jetzt vielleicht Bürgergeldempfänger oder so ähnlich. Ich hatte schon sehr im Kopf, wie privilegiert ich letztlich bin und wie viel Glück ich in allem gehabt habe. Das vielleicht als ganz kurzen, stichwortartigen biographischen Einstieg zu den Stücken. Ich habe es deshalb »mit Ach und Krach« überschrieben, weil ich das eigentlich eine schöne Formulierung fand. Das hat ja so ein bisschen ein Augenzwinkern, wenn man sagt, dass man mit Ach und Krach durch etwas durchgekommen ist. Und dieses Ach bezieht sich ja eher auf diese oftmals vorherrschende Harmlosigkeit, und zwar im doppelten Sinne: Ein Harm wäre ja ein Schmerz oder auch ein zugefügter Schmerz. Diese Harmlosigkeit wäre ja ein Absehen von diesen Zusammenhängen und das hat mich in diesen drei Stücken auf jeden Fall beschäftigt und ist dann in unterschiedlichen Varianten zu spüren. Das heißt, dass dieses »Ach« eigentlich Ausgangspunkt ist. Und »Krach« weist natürlich darauf hin, daß man da so durchschrammt, aber am Ende doch durchkommt. Das gilt natürlich auch in Bezug auf eine musikalische Gestaltung, das ist ja immer noch sehr, sehr wichtig und zentral, auch wenn man vielleicht einmal dokumentarischer oder mit mehr Text arbeitet als sonst, und Text auch eine große Rolle spielt, in dem Sinne, dass er verständlich ist. Ich habe natürlich auch schon anders gearbeitet, wo also die Musik den Text völlig aufsaugt. Das ist hier anders: Hier hat man es mit Vergegenwärtigungen von Lebenssituationen zu tun. Und das erste Stück Versprecher verdankt sich einem Versprechen an Daniel Gloger, ein Stück für ihn zu schreiben…

 

Z:

Man könnte bei den Stücken aus »Mit Ach und Krach« von sorgfältig orchestrierten Einbrüchen sozialer Wirklichkeit in die Sphäre der Kunst sprechen. Deshalb wäre meine Bitte, dass Du Deine Stücke in dieser Hinsicht kurz beschreibst, und zwar auch im Hinblick darauf, was die technischen und die performativen Aufführungskonzepte, die ideellen Anknüpfungspunkte betrifft. Was erwartet das Publikum zum Beispiel im ersten Stück Versprecher?

 

R:

Versprecher habe ich als versprochenes Stück für Daniel Gloger entworfen. Das war sozusagen der äußere Anlass. Ich habe es, während ich noch an meiner Winterreise-Neuinterpretation von 2024 gearbeitet habe, dazwischen geschoben, denn es bot noch einmal Anlass, auf diese wirkmächtigen Zusammenhänge einzugehen, die uns insgesamt als Gesellschaft, als Einzelne und auch im kulturellen Bereich ganz stark treffen. Da ging es zum Einen um die Finanzindustrie und zum Anderenda komm ich am Schluss dann draufganz überhaupt um den Umgang mit Empathie als Vorgespiegeltem, so wie es ja auch in der Finanzindustrie durchaus diese utopistischen Ideen gibt, die dann aber nicht »natürlich« angelegt sind, sondern als Geschäftsmodell durchgeführt werden. Das ist ganz grob gesagt ein starkes Element in Versprecher, wo ich verschiedene Arten von Versprechen gesammelt habe, die sich letztlich alle als Lügen herausstellen und alle über’s Ohr gehen. Also warmherzige Stimmen, die medial eine Rolle spielen, aber eigentlich probieren, jemanden zu killen. Da ist als ein musikalisches Element zum Beispiel Louis Armstrongs What a Wonderful World, das zur Zeit des Vietnamkriegs geschrieben wurde, um einen sowohl musikalisch wie alltäglich positiven, dabei sehr kitschigen Entwurf vorzugaukeln. Das sind Stoffe, die im Internet kursieren, Vorspiegelungen von Gemeinschaft, Vorspiegelungen von Nähe, von Wärme. All diese Dinge will ich jetzt gar nicht näher ausführen. Die habe ich einfach gesammelt und zusammengestellt und die werden dann performativ aufgeführt. Sie sind zwar für Daniel als Countertenor geschrieben, aber das ist schon Teil der Lüge. Eigentlich kann das Stück jeder machen, und Daniel singt auch gar nicht, sondern führt eigentlich nur dieses Material vor, ist ein »Ich«, letztlich ein Performer, der in normaler Konzertkleidung auftritt und sich langsam verwandelt und dann irgendwann im Himmelskostüm dasteht und sich auf einer Drehscheibe dreht und diesen Text durchgibt. Ich will das nur ganz kurz erwähnen: Ich wollte ja nicht Propaganda machen für diesen Text aus der Finanzindustrie. Ich musste mir also überlegen, wie dieser Text gleichzeitig verständlich rüberzubringen und zu demolieren ist. Und dafür hatte ich die Formulierung gefunden, dass das Sprechen das Sagen demoliert. Und das mache ich anhand von diesen Xerox-Geräten. Das sind Sprechhilfen für Menschen, die keinen Kehlkopf mehr haben. So viel zu Versprecher.

 

Z:

Dann kommen wir gerne zu den Kinderstücken, die Du von 2020 bis 2021 komponiert hast, und damit auch zu einem sehr interessanten Setup. Vielleicht kannst Du das kurz beschreiben, aber doch zuerst wiederum den ideellen Hintergrund. Das ist sicher am spannendsten zu erfahren.

 

R:

Auch hier ist es wieder die alte Geschichte, dass man in diesem sozialen Zusammenhang real existiert und das immer berücksichtigen muss. Ich habe selber als Musiklehrer gearbeitet und will gar nicht im Detail darauf eingehen, was man da alles erfährt. Ich wollte, als ich damit und mit meinem Job fast durch war, noch einmal etwas zu dieser Problematik, wenn ich es so nennen darf, machen, aber im künstlerischen und nicht im pädagogischen Sinne. Ich bin dann darauf gestoßen, dass es natürlich sinnvoll ist, das im Zusammenhang mit der Grundschule zu machen, weil da wirklich alle auftauchen, völlig unsortierte Kinder sozusagen. Und wie man es sich vorstellen kann, hat man an sogenannten Problemschulen in der Regel 20 Kinder, von denen vielleicht zwei Muttersprachler sind. Ich habe also Kinder Kinder mit verschiedenen Sprachen aus aller Herren Länder, die zum Teil nicht Deutsch können, die Einschränkungen haben, die nicht richtig sprechen können, die Autisten sind, alles mögliche! Es ist eine irrsinnige Herausforderung, hier Beziehungen aufzubauen und die Kinder zu befähigen, durchs Leben zu kommen. Das hat mich eben noch mal sehr beschäftigt am Ende meiner Berufszeit. Und in dem Zusammenhang suchte ich mir einfach ein paar »typische Sachen« heraus. Was ich ausgewählt habe, ist nichts besonderes, es handelt sich um Herausforderungen, unter denen in ganz unterschiedlichen Ausprägungen viele Kinder leiden. Die Aufgabe, die ich mir gestellt habe, war jetzt, nicht weinerliche oder sonstwie traurige Kinderschicksale darzustellen, denn das wäre zu billig. Sondern es ging um dieses Verhältnis von »ausgebildet werden« oder »aufgefangen werden«, und um diejenigen, die das ja auch machen müssen, also die Sozialarbeiter, die Lehrer und so weiter. Diese Verhältnisse haben mich beschäftigt und dafür musste ich jetzt auch verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten finden. Im Setting, wenn ich so sagen soll, spiele ich damit, dass das Ganze eine Kinderspielsituation ist. Deswegen diese Hoverboard-Fahrer und dieser Parcours, der die Menschen, die den durchfahren, dazu auffordertes geht auch gar nicht andersrücksichtsvoll zu sein, wie im Straßenverkehr. Wenn da einer einfach drauflos fährt, funktioniert es nicht, dann fährt er die Anderen um oder man verletzt sich. Es ging eben genau darum, diese Fokus herzustellen auf das Beziehungssystem zwischen Kindern und Erwachsenen, also den Betreuten und den Betreuern. Dass ich das mehrfach brechen und ineinander verschachtelt musste, ist klar. Konkret gesprochen: Es gibt Texte, Beschreibungen von Kindern, die bestimmte Schwierigkeiten haben, die von Erwachsenen aufgeschrieben wurden. Diese von Erwachsenen geschriebenen Texte werden von Kindern gelesen. Diese von Kindern gelesenen Texte werden wiederum Erwachsenen in den Mund gelegt, so dass wir da ständig diese Verschränkung haben, dieses Beziehungsgeflecht zwischen Betreuern und Betreuten. Das Ganze ist dann, das führt jetzt vielleicht etwas weit, mit einem Video hinterlegt, in dem jeweils die Erwachsenen zu sehen sind, die aber mit diesen Kinderstimmen zu hören sind, nach vorne fahren, um verständlich zu sein und zu agieren. Im zweiten Teil kommt dann noch ganz explizit Livemusik hinzu. Es ist wie ein Hörspiel aufgebaut, bei dem das Vokalensemble etwas ganz Schlichtes macht, indem es Töne singt, dazu gibt es Glissandi, alles verbunden mit drei verschiedenen Kinderliedern, die ich jetzt vielleicht auch nicht noch nennen muss. Das einfach mal als Beschreibung dessen.

 

Z:

Wer sind deine Interpreten für dieses Stück?

 

R:

Es war ursprünglich schon gedacht, dass das bei ECLAT in Stuttgart die Neuen Vocalsolisten machen. Das wäre auch ideal gewesen: Drei summen, drei fahren Hoverboard. Das hat sich aber als etwas schwierig herausgestellt, weil man das mit dem Hoverboardfahren doch gut können muss. Das würden sie vielleicht auch hinkriegen, aber die Verletzungsgefahr ist doch zu hoch, so dass wir darauf verzichtet und es lieber jüngeren Leuten überlassen haben. Es werden da also Praktikanten oder FSJ’ler eingesetzt werden, die sich das eher zutrauen. Und wir werden dann nur drei der Neuen Vocalsolisten hören, die den musikalischen Teil übernehmen.

 

Z:

Kommen wir jetzt zu Das Spiel das Leben, wiederum ein Triptychon aus drei Aufführungen einer Versuchsanordnung, wie Du es nennst. Das ist noch etwas komplexer in der Konzeption. Vielleicht kannst Du die Grundkonzeption beschreiben, aber auch wieder die Inspiration aus der sozialen Wirklichkeit, die Dich da getragen hat.

 

R:

Ich bin darauf gestoßen [zeigt ein Gesellschaftsspiel in die Kamera]so sieht es aus. Es ist ein Kinderspiel und heißt »Das Spiel des Lebens« und ich weiß gar nicht mehr, wie ich darauf gestoßen bin. Ich war so entsetzt, dass ich dachte, ich muss das als Material begreifen, damit es mich nicht mehr so ärgert. Und ganz kurz, damit das verständlich wird: Es geht in dem Spiel darum, alle Mitspieler völlig fertig zu machen und dann am Ende als alleiniger Sieger mit einem Haufen Reichtum dazustehen. Das Besondere an dem Spiel ist, dass es so eine Art gehobene Mittelschicht-Karriereplanung ist: Man hat Kinder, man hat eine Ausbildung, man fährt in den Urlaub, man kauft sich ein Haus. Man steht irgendwann vor der Entscheidung »Will ich in einen Villa wohnen?« oder irgendetwas anderes. Und dem gegenüber habe ich das wirkliche Leben gestellt, und das Ganze als Konzept angelegt. Wirkliches Leben also, durch das Leute wirklich mit Ach und Krach so schrammen und ihr Leben bewältigen, wo aber nicht die Ausstellung von Elend stattfindet, sondern stattfindet, dass Leute angestrengt sind, unterschiedlichste Herausforderungen durchzustehen. Ich lebe in Bremen und bin manchmal platt, was die betreffenden Personen für strahlende Gesichter haben, wie sie auf einen reagieren, wenn man nur ein freundliches Wort für sie übrig hat. Und was das oft für spannende Menschen sind. Wie sie durchgekommen sind, nicht verzweifelt sind. Verzweifelte gibt es natürlich auch, aber die kennen wir wahrscheinlich nicht, weil sie wirklich zugrunde gegangen sind. Und diese Dinge wollte ich miteinander verschränken: Auf der einen Seite dieses Kinderspiel mit diesen Normativen, wie wir uns zu verhalten haben, was wichtig ist im Leben, was Werte produziert und auf der anderen Seite das tatsächliche Leben, wie Leute durchgekommen sind durch verschiedene Schwierigkeiten. Damit das funktioniert, bin ich sehr, sehr zurückgetreten und habe gedacht, das Wichtigste ist, dass das Ganze als Konzept angelegt wird. Das heißt, es muss sich jeweils erneuern können, weil die Lagen sich ja auch ändern. Das bedeutet, man kann immer wieder eine neue Geschichte inszenieren oder finden. Das Gleiche gilt für die Musik. Ich habe also nur einen Rahmen gebildet, in dem sozusagen zeitliche Struktur stattfinden kann. Vielleicht kann ich das auch zeigen [zeigt einen Bildausschnitt in die Kamera]: Wir sehen also hier das Video, den Text, die Musik und das Licht oder Fotos, in diesem Fall Fotos, die aus bestimmten Zeitschriften sind. Meine Arbeit als Musikschreiber besteht eigentlich darin, das Ganze zu rhythmisieren und diese Dinge aufeinandertreffen zu lassen. Es ist also auch alles wieder audiovisuell und performativ angelegt und ich gebe Verantwortung ab. Ich habe drei Protagonisten also nicht ausgesucht, mit denen im Vorfeld ein Video gemacht wird, das dann in diese Strukturen eingepasst wird. Ich helfe nur dabei, das Ganze einzurichten. Ich habe auch keine eigene Musik dazu geschrieben, sondern konnte »Pony Says« und die Veranstalterin Christine Fischer dafür interessieren, das mit diesem Ensemble auszuprobieren. Jetzt bin ich gerade dabei, diese Videos einzurichten. Das muss ich noch schaffen und dann werden wir uns mit den Ponys treffen und das Ganze irgendwie zusammenbauen, um dann zu gucken: »Klappt das? Trägt dieser Gedanke? Ist die Idee tatsächlich tragfähig?«

 

Z:

Diese Gespräche werden also in Stuttgart mit Menschen aus prekären Lebensverhältnissen geführt? Du hattest mir ja ein Interview geschickt, das einer früheren Realisation des Projekte zugrunde lag…

 

R:

Ja, das war eine Person aus Bremen, die ich kenne.

 

Z:

Jetzt gibt es bei einem solchen Projekt ja ein wenig die Gefahr, einen gewissen Voyeurismus zu bedienen, eine Art von Elendstourismus zu befördern. Wie versuchst Du dieser Gefahr zu begegnen? Du hast ja schon gesagt, dass Du vor allem zeigen willst, wie diese Menschen durchs Leben kommen, auch durchaus mit Kraft und Resilienz. Aber das, was ich jetzt als Beispiel gesehen habe, ist schon erschütternd. Wie gehst Du damit um? Wie wird das Ganze performativ umgesetzt?

 

R:

Mit Das Spiel das Leben ist es eigentlich wie auf der Straße, wenn ich einkaufen gehe. Wirklich ungelogen treffe ich mindestens fünf Leute, die mich ansprechen, die mich um Geld bitten. Jetzt kann ich etwas geben, kann aber auch mit ihnen sprechen. Das setzt voraus, dass jemand tatsächlich auch ein Gespräch aufnimmt, dazu bereit ist, seine Geschichte zu erzählen. Das muss klar sein. Wir geben in Das Spiel das Leben natürlich nicht die Adresse heraus, wir beziehen uns nur auf den Vornamen oder auch auf einen ausgedachten Namen, so wie es gewünscht ist. Aber es setzt natürlich auch die Bereitschaft von uns voraus, anzuhören, was sie uns tatsächlich erzählen, und zwar nicht nur die schönen Sachen, sondern auch, wie dieser Kampf aussah. Dazu muß man auch etwas von den Herausforderungen, gegebenenfalls auch von den Niederlagen erfahren. Nur dann kann das aufgehen. In der Regel ist es so, dass Menschen Interesse haben, ihre Geschichte zu erzählen, sich zu unterhalten, etwas zu suchen, was man teilen kann, wofür man Verständnis sucht. Das habe ich immer wieder erfahren. Es gibt natürlich auch Fälle, die nur auf Mitleid aus sind. Aber in der Regel ist das nicht so, sondern in der Regel ist das Gespräche willkommen. Und das soll inszeniert werden. Zum einen sind sie also quasi im Interview prominent zu sehen. Zum anderen wird das dann in Spannung gesetzt zu den Materialien aus dem Kinderspiel »Das Spiel des Lebens«. Zum Teil werden diese Spielregelnalso etwa die Ereigniskartendurchgegeben. Also zum Beispiel: »Du hast ein Kind geboren und erhältst von Deinen Mitspielern 5.000 €«, oder »Du kaufst als nächstes eine Luxusvilla«. All diese Dinge, die natürlich im krassen Gegensatz zum gelebten Leben stehen, samt der Detailfotos auf dieser knalligen Verpackung, die dieses bunte, tolle Leben irgendwie darstellen sollen. Ich hoffe sehr, dass das funktioniert. Ich weiß überhaupt noch nicht, was genau geschehen wird. Für mich ist das ein spannendes Projekt und ich hoffe das auch für alle anderen. Was man erfahren könnte, ist dieses »Ich bin weil Ihr seid«, also diesen Zusammenhang, diese Kommunikation als soziales Interagieren insgesamt zu begreifen und natürlich auch, diese Menschen ins Prinzip der Kunst miteinzubeziehen, in diesem Fall in die moderne Musik, was ja auch gar nicht selbstverständlich ist. Diese drei Stücke sind, wenn es da etwas Verbindendes gibt, wie ich hoffe so angelegt, dass das in der Wahrnehmung nicht nur bewältigbar ist mit einem bestimmten Bildungshintergrund. Ich bilde mir ein, über die Performance, über das visuelle Material etwas anzubieten, das den Einstieg ermöglicht, wenn man nicht von vornherein »dicht macht«, dass man davon etwas mitnehmen kann, ohne dass man unbedingt etwas über die Geschichte der modernen Musik wissen muss.

 

Z:

Die Auswahl der Musik liegt also ganz in den Händen von Pony Says und die Musik wird mit den anderen Materialschichten durch Deine Partitur zeitlich koordiniert oder übereinander gelegt, oder wie kann man sich das vorstellen?

 

R:

Ja, genau. Wichtig ist dabei noch, dass das eine das andere nicht illustriert, sondern dass es in diesem Fall vier Ebenen sind, die ihre eigenen Intensitäten besitzen und einfach aufeinander fallen. Das ist wichtig. Aber das müsste man eben auch berücksichtigen bei der Auswahl der Musik oder des Genres: Dass man nicht das Gefühl bekommt, dass jetzt irgendetwas kommentiert wird oder, wie gesagt, noch blöder: illustriert wird. Das ist natürlich eine Herausforderung, aber ich glaube, das wird gut zu bewältigen sein. In dem Zusammenhang zitiere ich ja gerne Ludger Schwarte mit seiner Idee der dispersiven Intensitäten. Das heißt, wir haben eigentlich auseinanderlaufende Intensitäten, die ich zusammenbringe. Er spricht da von Rekonfiguration, um zu gucken, was geschieht, zu probieren, das so anzulegen, dass es insgesamt kraftvoll wird und Energie besitzt. Es gibt da keine Unterordnung in die eine oder andere Richtung.

 

Z:

Nun die etwas plakative Frage, welche Wirkung Du Dir beim Publikum erhoffst? Wir müssen ja in der Regel davon ausgehenin Stuttgart wird es vielleicht nicht nur so seindass man auf ein Publikum trifft, das sehr informiert ist über das, was in der in der Kunstwelt passiert. Ist dies das Publikum, dass Du vor allem erreichen willst oder ist es Dir auch wichtig, Menschen mit ähnlichem biographischem Hintergrund zu animieren, ins Konzert zu kommen?

 

R:

Sonst bräuchten wir das nicht machen! Aber alles, was ich gesagt habe, soll auch nicht verschleiern, dass ich musikalisch arbeite, letztlich auch den Anspruch habe, nicht etwas zu machen, das zu dem Zeitpunkt, wo ich es erfunden habe, schon völlig veraltet ist. Ob das funktioniert, weiß ich nicht, aber ich gebe mir da schon Mühe. Sei es mit elektronischen Klängen oder durch den Einbezug anderer Instrumentarien oder sei es auch nur in der Weise, dass ich ein Konzept entwickle, wie eben erzählt wird, und wo etwas stattfindet, auf dass 0ich direkt keinen Einfluss habe. All das würde ich dennoch als musikalische Arbeit sehen, womit ich natürlich auch an bestimmte Entwicklungen anknüpfe, die ich aus der Geschichte ja auch kenne. Ich bin da also nicht naiv und hoffe auch, dass da etwas zustande kommt, was diesem Anspruch sozusagen standhalten wird. Da bin ich gespannt. Und es geht natürlich um eine andere Art der Wahrnehmung, das muss man sich auch klarmachen. Wenn man zum Beispiel die Kinder Stücke nimmt, ist es ja wie eine Art Hörstück angelegt. Da spielt die musikalische Arbeitauch weil ich so viel Text habenatürlich eine andere Rolle, als wenn es ein rein musikalisches Stück wäre, das ist ja völlig klar. Ich probiere natürlich, beim künstlerischen Niveau auf der Höhe zu sein, wenn ich das so formulieren darf.

 

Z:

Also bei aller thematischen und inhaltlichen Konkretion den Kunstanspruch auch aufrechtzuerhalten.

 

R:

Das ist ja keine klingende Sozialarbeit, die ich da mache.

 

Z:

Gehst Du mit Deiner Arbeit ganz bewusst auf heutige Seh- und Rezeptionsgewohnheiten ein, die sich durch die Nutzung von digitalen Medien, aber auch inhaltlich definierte Formate wie Reality TV und True Crime usw. etabliert haben? Gehst Du damit in irgendeiner Weise kritisch oder konstruktiv um?

 

R

Ständig natürlich. Wir sind ja unglaublich medial geprägt. Das Visuelle hat natürlich sehr zugenommen, ich meine, wir beide sind so ungefähr eine Generation. Dass man jederzeit Fotos machen kann, das ist schon etwas völlig Neues gewesen. Da hat sich Vieles völlig verändert. Dieses ganze Überangebot an Filmen, an Serien, die man ständig sieht, das gab es für uns ja lange nicht. Ich bin noch mit zwei Fernsehprogrammen aufgewachsen. Also da hat sich enorm etwas getan. Das muss ich alles gar nicht beschreiben. Und auch die Archivierung und das Bereitstehen von Material hat natürlich enorm zugenommen. Das muss man immerzu bedenken. Wie verändern Medien die Wahrnehmungsmöglichkeiten bei einem selbst? Wie geht man mit der Verfügbarkeit von allen möglichen Materialien um? Und nicht nur ich, sondern sozusagen auch in der Politik. Wie wird damit umgegangen? Das kann man sehr, sehr deutlich sehen jetzt, aktuell in der rechten Szene: Wie clever die sind, mit diesen neuen Medien umzugehen. Wir können im Prinzip alles vergessen, was wir über altbackene und dumpfe Nazis wissen. Denn heute sind die clever und wissen diese Dinge genau einzusetzen, die haben ihren Gramsci gelesen sozusagen. Da müssen wir entsprechend mindestens so fit sein wie die, und uns auch immer klarmachen, wie diese Dinge laufen, in welche Richtung das geht und wie man damit umgeht. Und es handelt sich natürlich bei meinen performativen visuellen Ansätzen, so hoffe ich jedenfalls, auch um Versuche, diese Möglichkeiten inhaltlich natürlich ganz anders zu nutzen.

 

Z:

Das steht auch in enger Verbindung mit dem Thema der Aufmerksamkeitsökonomie, mit dem Ressentiment als ökonomische Resource in Zeiten eines Finanzregimes, das Joseph Vogl in das »Das Gespenst des Kapitals« beschreibt, woraus Du ja auch zitierst. Und die Frage ist, wie man den Routinen, die da entstehen, bei der Vermittlung von Inhalten etwas entgegensetzen kann. Und da scheinen mir Deine Projekte eigentlich ein wunderbares Antidotum darzustellen gegen diese schrecklichen Entwicklungen unserer Zeit. Vielen Dank, lieber Uwe. Wir haben noch etwas Zeit, und ich würde Dich bitten, abschließend ein möglichst einladendes Statement zu formulieren. Wie würdest Du mit wenigen Worten versuchen, einem potenziellen Publikum den Besuch der Veranstaltungen schmackhaft zu machen? Wie würdest Du dafür werben?

 

R:

Okay, wenn ich das einmal als Werbetechniker beantworte, würde ich folgendes machen. Ich biete mit »Mit Ach und Krach« drei verschiedene Stücke an, die performativ, visuell, musikalisch verschiedene Dinge miteinander verschränken und damit probieren, eine Wahrnehmungsmöglichkeit anzubieten, die möglichst breit ist, die sich nicht nur an Spezialisten wendet und verschiedene Aspekte sozialer, gesellschaftlicher Zusammenhänge in Bezug auf Musik anbietet. Und ich hoffe, dass das funktioniert.

 

Z:

Mir gefällt gerade angesichts der Weltlage, in der wir uns befinden, sehr, dass Du die Dinge in den Nahbereich holst, der für uns gestaltbar ist. Wenn man etwas gestalten kann, dann wird man besser fertig mit der Welt, habe ich das Gefühl. Es hat keinen Sinn, ständig immer nur Nachrichten zu sehen und Kummer zu schieben, weil die Dinge alle so schrecklich sind. Ich finde, Deine Arbeit zeigt exemplarisch einen Weg, wie man mit solchen Dingen produktiv umgehen kann und damit vielleicht auch eine gesellschaftliche Wirkung entfaltet, so klein sie auch erst einmal sein mag.

 

R:

Wir können ja jetzt nicht alle Aktivisten werden, da verletzen wir uns ja selbst. Aber in diesem musikalischen Bereich… aber es muss jeder in seinem Bereich, wo er seine Kraft entfalten kann, sich irgendetwas überlegen.

 

Interview und Redaktion: Michael Zwenzner

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