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Das Konzert »Zurück in der Zukunft« ist bereits zu Ende.

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Eivind Buene: Mixed Metaphors

Als Hannah und Uli mich baten, ein Stück für Violine und Minimoog zu schreiben, war meine erste Reaktion: Ja, natürlich schreibe ich für euch. Mein nächster Gedanke war: Warte, es ist unmöglich, diese beiden alten Holzkisten unter einen Hut zu bringen, eine mit Griffbrett und Saiten, die andere gefüllt mit alten Schaltkreisen und Oszillatoren. Wie können diese beiden Instrumente, die für sehr unterschiedliche Musiken und mit sehr unterschiedlichen Klangerzeugungsmechanismen gebaut wurden, in einen sinnvollen Dialog treten?

Erst beim ersten Workshop, als ich Uli und Hannah zusammen spielen hörte, wurde mir klar, wie eng diese Instrumente in Bezug auf ihre akustischen Eigenschaften miteinander verwandt sind. Die konzeptionelle Distanz zwischen den Instrumenten wurde durch das Spielen nahezu aufgehoben. So ergab sich die Möglichkeit, mit diesem Unterschied von Nähe und Distanz zu arbeiten und ein Stück zu machen, in dem die Instrumente danach streben, die Lücke zwischen sich zu schließen. Die Sensibilität der Musiker, ihre Fähigkeit, einander zuzuhören und klangliche Qualitäten zwischen ihnen zu übertragen, spielen bei diesem Spiel natürlich eine wichtige Rolle; es gab auch kompositorische Entscheidungen, die den Austausch zwischen den Instrumenten erleichtern sollten. Ich beschloss, die Oszillatoren im Minimoog und die Violinsaiten auf die gleiche Weise zu behandeln, ein Rahmen, der die Spielregeln und die musikalischen Ideen im Stück vorgab: mikrotonale Fluktuationen, Glissandi, feste Parallelbewegungen, Imitationen melodischer Konturen usw. Der Druck des Bogens ähnelt auch dem „Druck“ der Geräuschgeneratoren im Minimoog, und die Filter des Synthesizers beziehen sich auf die klanglichen Transformationen der verschiedenen Bogenbewegungen auf der Violine. Die Musik strebt immer nach diesen Berührungspunkten.

Zu dieser Mischung fügte ich Fragmente von Modalität hinzu, um mit einer weiteren Reihe von Unterschieden zu arbeiten: zwischen dem mikrotonalen Kontinuum und festen diatonischen Intervallen. Dieser Abstand wird jedoch immer durch das Zusammenspiel zwischen den beiden Instrumenten gemessen. Als ich anfing, dieses Stück zu schreiben, dachte ich an den Oszillator als Metapher für die Geigensaite. Aber ich sehe, dass es genauso gut umgekehrt sein könnte. Und jetzt, wo das Stück fertig ist, wird mir klar, dass auch der umgekehrte Ansatz möglich gewesen wäre: Die Instrumente hätten danach streben können, ihre Individualität zu maximieren, den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern. Aber in dieser Musik geht es um das Zusammenführen, nicht um das Auseinanderreißen.
Eivind Buene

Biographie

Eivind Buene

Eivind Buene (*1973 in Oslo) studierte von 1992 bis 1998 Pädagogik und Komposition an der Staatlichen Musikhochschule in Oslo. 1999/2000 war er Composer in Residence der Oslo Sinfonietta. Seither ist er freischaffender Komponist, er lebt und arbeitet in Oslo. Buene erhielt Aufträge vom Ensemble Intercontemporain, der Birmingham Contemporary Music Group, der Fondation Royaumont und einer Vielzahl skandinavischer Orchester und Ensembles. Über das Komponieren für Solisten, Ensembles und Orchester hinaus arbeitet Eivind Buene häufig mit Improvisationsmusikern zusammen und entwickelt Musik im Grenzbereich zwischen klassischer Notation und Improvisation. Zudem schreibt er Musikkritiken und Essays. Sein literarisches Debüt hatte er 2010 mit dem Roman Enmannsorkester. Von 2015 bis 2019 ist Eivind Buene Lehrbeauftragter für Komposition an der Musikakademie Oslo.

Eivind Buene
© Lars Skaaning
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Oxana Omelchuk: Die Zähmung der Stille

Die Studie beschäftigt sich ausschließlich mit der Technik der Ring Modulation, die zwei eingehende Spannungen miteinander multipliziert und am Ausgang daraus die Differenz- und Summationstöne bildet.

E-Geige und E-Piano werden jeweils mit demselben Oszillator des Behringer 2600 ringmoduliert.

In gewissem Sinne ist das Stück eine Allusion auf das Trio 1977 von Johannes Fritsch, das mit Posaune, Bratsche und Synthesizer besetzt ist.
Oxana Omelchuk

Biographie

Oxana Omelchuk

Oxana Omelchuk (*1975 in Belarus) studierte bei Johannes Fritsch und Michael Beil an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Neben ihrer kompositorischen Tätigkeiten tritt sie als Musikerin in verschiedenen Formationen auf, wobei sich ihre Bandbreite als ausübende Musikerin in ihren Werken widerspiegelt. In ihrem Zugriff auf vorhandenes Material unterscheidet die Komponistin nicht zwischen U und E oder High and Low. In ihren Kompositionen möchte sie nicht primär Neues erschaffen, sondern vielmehr Vorhandenes, Wiedergefundenes ins Heute transformieren.

 

Seit einigen Jahren beschäftigt sie sich auch in ihrem kompositorischen Schaffen intensiv mit modularen Synthesizern, was für sie bedeutet, Werke aus experimentellen Versuchsanordnungen und improvisatorischen Prozessen heraus zu entwickeln.

 

Seit 2020 ist Oxana Omelchuk der Teil des Kollektivs Polar Publik, einer Gemeinschaft von Künstler:innen aus den Genres Tanz, Theater, Neue Musik und Bildende Kunst, die sich in ihren transdisziplinären Projekten an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft aktuellen Situationen widmen, in denen die Phänomene Macht und Ohnmacht explizit werden.

Foto: privat
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Milica Djordjević: Fail again

Vor 12 Jahren habe ich unzählige Nächte in einem Studio des IRCAM verbracht und an einem Stück für Cello und Live-Elektronik gearbeitet. So entstand Fail, ein Stück, das mein Leben in Paris widerspiegelte und das von Becketts Zitat inspiriert war: „Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better.“ Das Komponieren war ein Abenteuer, ja eine Herausforderung, auch die Uraufführung war ein Abenteuer. Und so war auch seine (hoffentlich vorerst!) letzte Aufführung : hier beim ECLAT-Festival im Jahr 2019. Aber das ist eine andere Geschichte. Jetzt, mehr als ein Jahrzehnt später, haben mich das Duo Weirich – Löffler, liebe Freunde und inspirierende Musiker, eingeladen, ein Stück für sie zu schreiben, für ihre aufregende Reihe Zurück in der Zukunft. Das war ein guter Moment, um einen lang ersehnten inneren Dialog mit Fail zu beginnen. Auch hier bauen sich nach dem „Crash- und Reboot-System“ immer wieder neue Episoden auf, die sich meist in nur ein oder zwei kleine Motive hineinsteigern und daraus wahre Kosmen hervorholen.
Milica Djordević

 

 

Biographie

Milica Djordjević

Eine überbordende Klangfantasie ist die Grundlage der Musik von Milica Djordjević (*1984 in Belgrad). Als Komponistin ist sie in der Lage, die von einem einsamen Cello erzeugten Klänge mittels Live-Elektronik in ein akustisches Gewitter von schier existenziellen Dimensionen zu transformieren, umgekehrt zwölf Schlagzeuger sich in das Übergangsfeld vom Unhörbaren zum Schattenhaften versenken zu lassen oder in Ensemble- und Orchesterwerken statische Klangflächen sacht zu verflüssigen und in träge und zäh dahinrinnende Strömungen zu verwandeln.

Ihre Musik ist fremd und vertraut zugleich– fremd, weil sie Dunkelheit, Angst, verborgene und unterdrückte Dinge freisetzt; vertraut, da sie diese Dinge zur Explosion und deren Splitter zum Glitzern bringt. So spröde und abstrakt die Oberfläche ihrer Stücke zunächst erscheint, so sinnlich fesselnd wirken die ausgearbeiteten Texturen und dramatischen Spannungsverläufe.

Milica Djordjević wurde in Belgrad geboren und erlebte in ihrer Kindheit die Bürgerkriege und die Bombardierung ihrer Heimatstadt durch die NATO. Sie studierte Komposition in Belgrad, Strasbourg, an IRCAM und Berlin. Ihr umfangreiches Schaffen, das von führenden Solisten, Ensembles und Orchestern aufgeführt wird, umfasst Stücke für Soloinstrumente, Kammermusikwerke und groß besetzte Orchesterkompositionen. Sie erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter der Claudio Abbado Preis (2020), der Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung (2016) und der Belmont Preis (2015).

Milica Djordjevic
© Astrid Ackermann
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Dariya Maminova: Microstories about tenderness

„Microstories about tenderness“ sind neun Miniaturen für E-Violine und Synthesizer Minimoog. Bei der Suche nach Synthesizerklängen ist mir aufgefallen, dass die meisten Klänge sehr sanft sind. Deshalb habe ich beschlossen, diese Mikrogeschichten als sanft oder zart zu bezeichnen. Sie haben Titel, die meine persönlichen Assoziationen widerspiegeln: 1) Zartes Grau; 2) Sanfter Regen; 3) Zarter Kuss des Windes; 4) Leichter Wirbelwind; 5) Zärtliche Berührungen; 6) Zarter Popsong; 7) Sanfte Flüge; 8) Sanfte Diskothek; 9) Sanfte Passacaglia. Zwischen den Miniaturen wird es kleine Intermezzi geben: Ich werde zeichnen und das Publikum wird Texte des Schriftstellers Alexander Estis zum Thema Zärtlichkeit hören.

Dariya Maminova

Biographie

Dariya Maminova

Dariya Maminova (*1988 in Sankt Petersburg) arbeitet als Komponistin, Pianistin und Sängerin in den Bereichen zeitgenössische instrumentale und elektronische Komposition, Improvisation und Musiktheater. Ihr großes Interesse gilt der Synthese der experimentellen zeitgenössischen Musik sowohl mit Gattungen der populären Musik als auch mit Musik anderer Kulturen. Dies schlägt sich auch in Ihrem Projekt Dariya’s Songs nieder, in dem sie ihre eigenen Lieder interpretiert.

Dariya Maminova
© Jaroslav Kotov
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Gordon Kampe: tanzen!

Im wunderbaren Wim Wenders-Film über Pina Bausch heißt es »Tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren!« – ich stimme, gerade in diesen finsteren Zeiten, aus ganzem Herzen zu! Wir müssen tanzen! Ich bin leider ein miserabler Tänzer. Aber ich mache es trotzdem, heimlich. Mit der Tochter, wenn der sonntägliche Tatort-Jingle ertönt, alleine im Arbeitszimmer, wenn mich die Rosenkavaliersuite in den Wahnsinn treibt. Im Auto sitzend bin ich ganz allein die vier kleinen Schwäne. Außerdem bewundere ich Tänzer*innen! Wie mit bloßer Muskelspannung oder einem Blick ein unglaublicher Ausdruck erzielt werden kann, toll! Deswegen ist das Stück ein Tanztheater auf kleinem Raum! Immer ähnliche Figuren springen hin und her, mal elegant, mal krawallig. Reizvoll an diesen irren Instrumenten, in die ich mich schockverliebt habe, war für mich nicht nur ihr Klang. Auch zu bedenken, dass mal eine Hand auf diesem Instrument spielen wird, während der Fuß etwas macht und die andere Hand schon wieder anderswo unterwegs ist… das habe ich immer vor mir gesehen und gedacht: eigentlich ist alles Tanz! Den beiden Tänzern Hannah Weirich und Ulrich Löffler ist das Stück gewidmet!
Gordon Kampe

Biographie

Gordon Kampe

Gordon Kampe (*1976 in Herne) studierte nach einer Ausbildung zum Elektriker Komposition bei Hans-Joachim Hespos, Adriana Hölszky und Nicolaus A. Huber sowie Musik- und Geschichtswissenschaften in Bochum. Er wurde mehrfach ausgezeichnet u.a. mit dem Kompositionspreis der Stadt Stuttgarter (2007 und 2011), dem Komponistenpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung und der Rom-Preis. Seit 2017 ist er Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit liegt im Bereich der Vokalmusik und des Musiktheaters. Die Genres reichen hier von experimentellen Formen und Stückentwicklungen, Live-Hörspielen über Musiktheater für Kinder bis hin zur Oper. Gordon Kampe mag Töne, Tanz und Lieder.

Biographie

Duo Weirich Löffler

Hannah Weirich war Jungstudentin bei Prof. Federico Agostini, studierte 1999 – 2004 bei Prof. Ingolf Turban an der HfM Stuttgart und besuchte Meisterkurse u. a. bei Franco Gulli, Yfrah Neaman, Igor Ozim und Dénes Zsigmondy. Seit 1992 konzertiert sie weltweit mit ihrem Klaviertrio Trio Fridegk, mit dem sie mehrere nationale und internationale Preise gewann. 2005 wurde sie festes Mitglied im Ensemble Musikfabrik. Sie konzertierte als Solistin u. a. mit den Nürnberger Symphonikern und der Staatsphilharmonie Krakau, arbeitete mit Ensemble Resonanz, ascolta, den Neuen Vocalsolisten oder der Jazzformation Shreefpunk und war Dozentin u.a. beim Bundesjugendorchester, im Studio Musikfabrik und von 2014 bis 2017 im Rahmen des Masterstudiengangs Neue Musik an der Folkwang Universität der Künste Essen. 2004 erhielt sie ein Stipendium der Rudolf-Eberle-Stiftung mit einjährigem Aufenthalt an der Akademie Schloss Solitude, 2011 wurde sie mit dem Förderpreis des Landes NRW ausgezeichnet.

 

Ulrich Löffler absolvierte sein Klavierstudium an der Folkwang Hochschule Essen. Als Solist konzertierte er u.a. mit den Sinfonieorchestern des Bayerischen Rundfunks und des SWR und war Gast bei internationalen Festivals wie den Salzburger Festspielen, dem Huddersfield Contemporary Music Festival und Ars Musica Brüssel. Löffler ist Preisträger der Internationalen Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt. Als Gründungsmitglied spielt er seit 1990 mit dem Ensemble Musikfabrik auf allen internationalen Festivals. Als Dozent unterrichtete Ulrich Löffler 1998 bis 2003 an der Folkwang Universität der Künste Essen im Rahmen des Masterstudiengangs Neue Musik. Neben seinem Engagement für die komponierte zeitgenössische Musik tritt er auch in Improvisationsprojekten auf und gibt Konzerte mit Rock- und Jazzbands.

Foto: Janet Sinica
Biographie

Hannah Weirich

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Ulrich Löffler

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