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Zafraan Ensemble

Im Hintergrund einer alten Ziegelei steht eine Gruppe schwarz gekleideter Menschen (Zafraan Ensemble). Drei von ihnen hocken in einer großen Fensteröffnung im Hintergrund.
Zafraan Ensemble
© Neda Navaee

Zafraan steht für Musik, die das heutige Leben, die heutige Gesellschaft, die heutige Realität in all ihren Facetten reflektiert. Im Zusammenspiel mit anderen Kunstformen beobachtet, erforscht und verarbeitet Zafraan das, was uns umgibt: die Menschen, das Geschehen, die Natur, die Technologien, die Normalitäten und die Absurditäten von heute.

 

Die aus zehn festen Mitgliedern aus Spanien, Frankreich, Neuseeland, Australien und Deutschland bestehende Gruppe formierte sich 2009 in Berlin und spielt aktuelles Repertoire, das von der Kernbesetzung abgedeckt wird. In Zusammenarbeit mit Dirigenten wie Manuel Nawri oder Titus Engel, mit Künstlerinnen wie Chiharu Shiota, Aliénor Dauchez und Louise Wagner, mit Komponisten wie Samir Odeh-Tamimi, Yoav Pasovsky, Elena Mendoza, Stefan Keller, Lula Romero, Johannes Schöllhorn, Eres Holz oder Johannes Boris Borowski gehen sie ans Limit, riskieren und schaffen Neues.

 

Ein Markenzeichen des Ensembles sind dramaturgisch klug konzipierte Programme, aber auch inszenierte Konzerte oder immersive Formate, in denen eine Verknüpfung mit Kunstrichtungen wie Theater, Performance, Installation und Tanz stattfindet.

Im Bereich Musiktheater brachte das Ensemble 2013 Hèctor Parras »Hypermusic Prologue« in den Sophiensaelen Berlin und dem Gare du Nord Basel auf die Bühne. Es folgten Stücke von Ulrich Rasche in Stuttgart sowie den Sophiensaelen, Kampnagel Hamburg und in Frankfurt. Zudem wurde das Ensemble von der Deutschen Oper Berlin, der Staatsoper Berlin und der Oper Hamburg engagiert. Mit Aliénor Dauchez präsentierte das Ensemble 2015 das immersive Konzertformat »Démesure« im ehemaligen Stummfilmkino Delphi Berlin mit Werken von Franck Bedrossian, Christophe Bertrand, Raphaël Cendo, Martin Grütter, Johannes Kreidler, Sarah Nemtsov und Alexander Schubert. 2018 wurde Evan Gardners »Whole Body Like Gone« (Regie: Ulrike Schwab) im Radialsystem Berlin uraufgeführt.

Das Konzertprogramm »Klangrede« mit Auftragskompositionen von Johannes Boris Borowski, Eres Holz und Stefan Keller wurde unter der Leitung von Titus Engel 2016 beim Ultraschall Festival Berlin, SWR ars nova und dem Impuls-Festival Sachsen-Anhalt aufgeführt und zudem als Studioproduktion in Baden-Baden eingespielt. Mit Samir Odeh-Tamimi, Stefan Goldmann und Chiharu Shiota entstand das bei der MaerzMusik uraufgeführte Konzertexperiment »alif«.

2017 startete das Ensemble in der Musikbrauerei Berlin das »Match Cut Festival«, das 2019 in der Volksbühne Berlin seine zweite Ausgabe erlebte. Dabei erkundete das Ensemble gemeinsam mit dem Publikum, das von Invisible Playground eingebunden wurde, und mit Gruppen wie dem Andromeda Mega Express Orchestra, Squintaloo, Babylon Orchestra oder Phillip Sollmann und John Gürtler die musikalischen Schnittstellen mit angrenzenden Genres. Die dritte Ausgabe findet im Juni 2022 gemeinsam mit Brandt Brauer Frick sowie der Akademie für Alte Musik Berlin statt.

 

Sein zehnjähriges Bestehen nahm das Ensemble zum Anlass für gemeinsame Konzerte mit anderen Gruppen wie L’Itiniraire, Court-Circuit und KNM Berlin. Von September 2020 bis Oktober 2021 gestaltete das Ensemble eine zehnteilige Konzertreihe, die wichtige Berliner Uraufführungen seit A. Schönbergs »Pierrot Lunaire« präsentiert und in künstlerische Zusammenhänge stellte.

 

In 2021 begann eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Rimini Protokoll mit dem Stück »All Right. Good Night« und ihren Stationen HAU Berlin, Volkstheater Wien, PACT Zollverein Essen, Künstlerhaus Mousonturm, Impulse Theater Festival Mühlheim und der Einladung zum Theatertreffen 2022 ins Haus der Berliner Festspiele.

Neben der stetigen Tätigkeit mit zahlreichen Konzerten in Berlin dokumentieren regelmäßige Gastspiele in ganz Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Spanien und China die Aktivität des Ensembles. Sein Wissen über neue Kompositionen und ihre Aufführung gibt das Zafraan Ensemble in Workshops an junge Komponisten, Instrumentalisten und Dirigenten weiter, wie beim Beijing International Composition Workshop in China, im Rahmen der Akademie Musiktheater Heute der Deutsche Bank Stiftung, an den Musikhochschulen Rostock und Saarbrücken sowie nicht zuletzt mit der eigenen Reihe »Takeoff« in Zusammenarbeit mit dem Institut Klangzeitort der Berliner Musikhochschulen. Auch der jüngere Nachwuchs spielt in Projekten des Zafraan Ensembles eine Rolle. Das Format »Like Tears in Rain« in der Version für Kinder wurde mit dem »Junge Ohren Preis 2022« ausgezeichnet.

 

Die hohe Live-Präsenz des Ensembles wird regelmäßig mit dem Gang in Tonstudios verbunden; zuletzt entstanden dabei Produktionen für die Edition Zeitgenössische Musik bei Wergo mit der Komponistin Lula Romero sowie Aufnahmen beim WDR, SWR und mehrfach dem RBB. Die CD-Veröffentlichungen »Palimpsesto« bei Testklang (2014), »Borowski, Holz, Keller: Klangrede« bei bastille musique (2016) und »Samir Odeh-Tamimi: Chamber Works« bei Kairos (2018) stießen international jeweils auf sehr positive Resonanz und wurden vom Preis der deutschen Schallplattenkritik auf die Longlist gesetzt. Auch die gemeinsam mit dem Ensemble KNM Berlin und dem WDR Sinfonieorchester erfolgte Gesamteinspielung der Instrumentalwerke von Christophe Bertrand gewann diese Auszeichnung, zusätzlich sogar den Jahrespreis.