One line
Reportage

Lieber Uwe Rasch,

DasSpielDasLeben
Mi. 05.02., 17:45 Uhr

Ihr neues Stück heißt »DasSpielDasLeben«. Heute haben Sie es uraufgeführt. Und ich muss Ihnen sagen: Der Titel spricht mit mir. Er versetzt mich zurück in meine Kindheit.

 

Ich sehe mich in Gedanken wieder als kleiner Junge, elf Jahre alt. Ich habe ein »Ernie und Bert«-T-Shirt an. Wir sitzen am Tisch, vor uns ein Spielbrett. »Das Spiel des Lebens«. Ich sehe meine Frau (eine pinke Spielfigur), unsere Söhne (zwei blaue) und mich. Ich bin Arzt. Ich bin Ingenieur. Ich bin Sänger. Ich habe einen gemütlichen Wohnwagen, dann ein Einfamilienhaus, dann gewinne ich im Lotto. Jackpot! Geld, Liebe, Traumschloss: Für ein paar Stunden habe ich alles.

 

Und Sie, Herr Rasch? Sie sagen, dass das echte Leben anders ist. Sie zeigen, dass es uns ohrfeigen kann. Dass es keinem Spielplan folgt. Dass Menschen beschimpft werden, weil sie schwul sind. Oder dass sie schlimme Krankheiten erben.

 

In Ihrem Stück zeigen Sie Videos von Menschen, die kein Auto haben, um im »Spiel des Lebens« über bunte Kärtchen fahren zu können. Sie zeigen die leisen Menschen, die kämpfen müssen. Und die, die trotz ihrer Wunden lachen.

 

Meistens sind die Kämpfer die dankbarsten. Wir weinen und lachen mit den Underdogs. Wir hoffen für die Charlie Buckets und die Rockies. Im echten Leben nehmen wir diese Menschen nicht wahr.

 

Danke, dass Sie unsere Sinne schärfen.

 

Herzlichst,

Ihr Jakob Roth