Clemens Gadenstätter: 4 studies for selfportraits in surroundings
for accordion and electronics
(2021/2022)Alles was mich geprägt hat und mich prägt kommt beim Komponieren zur Sprache: Container vordefinierter Inhalte, geladen mit vordefiniertem Verstehen und Erleben. Gleichzeitig wird jeder Klang von einer bestimmten Energie geformt und formt eine bestimmte Erfahrung im Wahrnehmen. Diese beiden Ebenen sind kaum zu trennen–dennoch sind sie als interagierende substanziell: Das intimste Erleben ist gesellschaftlich geprägt, das banalste Element kann zur intimsten Erfahrung werden.
Über lange Zeit erinnerte Erfahrungen–banal und alltäglich–sind die Matrizen, von denen aus Material und Struktur entwickelt werden. Intime Erfahrung und alltägliche Umwelt bilden die Grundlage für Material und Struktur.
Die kompositorische Transformationsarbeit wird zum Individuationsprozess der dokumentierten Umwelt, der (inneren) Erfahrung, dem erlernten–geprägten–Erleben, dem erlernten Ausdruck der »Empfindungen«, dem Instrument und seiner Idiomatik und medial geprägten Voraussetzungen.
Individuation bedeutet auch, dass das Hören der Musik und die Musik nicht mehr komplett in eins fallen: Dem hörenden Verstehen wird der Raum gegeben, seine eigene Erfahrung jenseits der Setzungen und Prägungen zu machen und unbekannte Schichten seiner selbst aufzufinden.
Clemens Gadenstätter