Maria Barnas: ARE YOU AVOIDING THE HORSES AGAIN
A life in several panic attacks
(2023(2024)Ein Stück für drei Stimmen
von Maria Barnas
und ein Fragment aus einem Gedicht von Rose Ausländer
Sag Nicht Gute Nacht
Sound Georgia Koumará
mit Johanna Vargas, Susanne Leitz-Lorey, Truike van der Poel
Are you avoiding the horses again erkundet in Ton, Text und Bild, was eine Panikattacke ausmacht. Ich schrieb das Stück in und um den Kontext dieses beunruhigenden Phänomens. Was ist eine Panikattacke? Könnte sie ein Zusammenbruch (unseres Verständnisses) von Zeit sein? Könnte man sie als eine schief gelaufene Handlung des täglichen Lebens betrachten? Können wir aus diesen Krisenmomenten etwas lernen?
Ich beschäftigte mich mit dem alten Wissen über Heilpflanzen, insbesondere mit Gart der Gesundheit (1491), einem Buch aus der Athenaeum- Bibliothek von Deventer. In einem (nicht oft nachgedruckten) Anhang fand ich Heilsteine, die Angst und Panik lindern sollten. Mich beeindruckte, dass Steine als Teil der Pflanzenwelt betrachtet wurden. Der scheinbar feste Glaube an die Macht der lebendigen Materie über den Geist regte mich an, über eine mittelalterliche Frauenwelt zu lesen, in der Geist und Materie, Geist und Körper noch nicht getrennt waren.
Die projizierten Bilder habe ich gemacht, um Heilsteine und deren Bedeutung darzustellen. Sie »sprechen« zu den Zuschauern als alte Heiler oder zeitgenössische Therapeuten. Eine sprechende Stimme steht für den bewussten, wachsamen Verstand, zwei singende Stimmen übernehmen die Rolle des Unterbewusstseins, das an die Oberfläche drängt und manchmal das Bewusstsein überlagert–nicht unähnlich der Erfahrung einer Panikattacke. Die inneren Stimmen bilden zusammen eine manchmal klare, manchmal suchende Persönlichkeit, die durch das tägliche Leben stolpert.
FRAGMENT: … aber welchen Raum hemmt die Ablenkung genau und gibt es dort Platz für mich und O wovon wendest du dich ab Wiederholend dass Rasiermesser nur an Bord erlaubt sind wenn die Klinge entfernt wird und zeige deinen Kindern die jetzt junge Männer sind wie man sich rasiert und nicht wie der Dichter Jemandem wie dir zeigte Venenlinien nicht zu kreuzen sie vor etwas zu retten ihnen nicht zu sagen sei vorsichtig sei vorsichtig…
Maria Barnas