Deryn Rees-Jones, Bnaya Halperin: Bears Nudging at Pleasures in the Dark

I. Elephant

für Stimme und Elektronik

 

II. Rest

für eine ruhende Person mit Kopfhörern

 

III. Consider the Lilies

für fünf Stimmen

 

Dieser Zyklus ist die Frucht eines zweijährigen künstlerischen Austauschs zwischen zwei Künstler*innen. Er entwächst gemeinsamen und oft irrlichternden Erkundungen, bei denen Dichterin und Komponist einander Raum geben und nach den Momenten suchen, in denen Gefühle und Erinnerungen zu Klängen und Symbolen werden und in den Brüchen zwischen dem Klanglichen und dem Semantischen auftauchen. In Elephant treffen wir eine Frau, die sich auf der Suche nach einer Maske in einem Krankenhaus verirrt hat. Um sie herum bricht eine Welt zusammen: Kriege wüten und ein Virus mutiert weiter und richtet Schaden an. Eine Atembewegung öffnet hier Portale und Träume, um die Frau in einen Elefanten zu verwandeln, in die Erinnerung selbst, in etwas, das nicht ganz greifbar ist.

 

Rest ist eine Einladung zu einem Nickerchen in der Sicherheit eines öffentlichen Raums. Ausruhen heißt innehalten, heißt, den Körper seinem eigenen Maß zu überlassen. Hier kann der Zuhörer wählen, ob er zuhören oder in Schlaf und Träume hineingleiten will, ob er Trost sucht oder fliehen will, bewacht oder begleitet von wohlwollenden Besuchern.

 

Im letzten Stück widmen wir uns dem kleinen Wunder der seltenen und fast ausgestorbenen Snowdon-Lilie, versteckt an einem walisischen Berghang. Als seltene Blume zeugt die Lilie von Umweltveränderungen, zeugt aber auch von Stärke und dem Versprechen einer Zukunft in einer turbulenten und unheilvollen Welt.

 

Im gemeinsamen Erleben fordert der Zyklus uns auf, die Ethik der Fürsorge durch Zuhören zu erkunden. Wohlklingend gibt er uns den Anstoß, uns hoffnungsvoll und sinnvoll vor der Welt neu auszurichten.

 

Deryn Rees-Jones and Bnaya Halperin-Kaddari