Uday Krishnakumar: Calafateando

O’Karakino ist eine Assemblage aus verschiedenen Musiktheaterelementen, die in einer Art Mehrzeitlichkeit existieren. Aus einer Matrix aus musikalischen Materialien für ein größeres »Opern«-Projekt Chromis, chromis soll sowohl ein Hörspiel als auch eine Live-Opernaufführung entstehen. Das Werk geht von den Schriften des Historikers Fernand Braudel über das Mittelmeer aus, der an der Oberfläche dessen, was er als »la longue durée« bezeichnet, Prozesse beobachtet, manchmal sogar geologische, die so langsam sind, dass sie sich dem Bewusstsein menschlicher Messwerkzeuge entziehen. Ich versuche hier, langsam ablaufende soziale Prozesse wie Hybridisierung, Affinität, Ausgrenzung tatsächlich zu »komponieren«. Diese Aufgabe, Gattungen selbst zu komponieren, sowohl die Grammatik/Klanghierarchie als auch die Aufführungspraxis, ist eine natürliche Folge der Erfahrung der Parametrisierung in der modernen Musik.

 

In Calafateando erzählt ein Fischer seinen Gefährten am Meer von seltsamen Visionen, während er sein Boot abdichtet. Hier wie auch in anderen Episoden des Werks ist es wichtig, dass es sich um eine feste akustische und dramatische Situation handelt (der Kahn ist dabei ein Resonanzkörper), die sich nicht wie in einer typischen Handlung vorwärtsbewegt–es werden also keine neuen Informationen im zeitlichen Verlauf gelernt. Diese Zeitlichkeit, die dem beobachteten Leben nahekommt, ist so komponiert, dass sie dreimal langsamer ausgedehnt und mit anderen unabhängigen Szenen kombiniert werden kann. So entsteht unter verschiedenen Tempi eine wesentliche Substanz des Werks in seinen verschiedenen Konzentrationszuständen.

Uday Krishnakumar