Elena Mendoza: Inside Metropolis
für großes Orchester und Elektronik
In Inside metropolis verwende ich Aufnahmen von Außenklängen aus verschiedenen Städten (Valencia, Berlin, Madrid, Wien…), die in collagierter Form mit dem Orchester interagieren. Dabei geht es besonders um die Verräumlichung dieser Stadtklänge im ganzen Zuschauerraum sowie um ihre vielfältigen musikalischen Beziehungen zum Orchester. Die poetische Idee, die der ästhetischen Überhöhung von mehr oder weniger zufälligen Stadtklängen zugrunde liegt, basiert auf einem kleinen Text aus Italo Calvinos Die unsichtbaren Städte:
»Manchmal genügt mir eine Lichtung in einer maßlosen Landschaft, ein Aufleuchten von Lichtern im Nebel, der Dialog zweier Passanten, die sich im Gedränge begegnen, um mir vorzustellen, dass ich von hier aus Stück um Stück die vollkommene Stadt zusammensetzen werde, errichtet aus Fragmenten, die mit dem Rest vermischt sind, aus Augenblicken, die durch Intervalle getrennt sind, aus Signalen, die einer ausschickt, ohne zu wissen, wer sie empfängt. Wenn ich Dir sage, dass die Stadt, der meine Reise gilt, keine Kontinuität in Raum und Zeit besitzt, einmal lockerer und einmal dichter ist, so darfst Du nicht meinen, dass man mit dem Suchen aufhören könnte.«
In diesem Sinne stelle ich mir eine Art akustisches Fenster vor: vom Auditorium aus in eine aus vielen Fragmenten zusammengesetzte imaginäre Stadt–in einen persönlichen utopischen Ort, nach dem man, wie bei Calvino, nicht aufhören kann zu suchen. In der heutigen Zeit, die sich durch die diversen gegenwärtigen Krisen plötzlich dystopisch anfühlt, ist für mich die Idee der Utopie wieder überlebensnotwendig geworden.
Der Titel Inside metropolis ist bewusst mehrdeutig und bezieht sich sowohl auf die Stadtklänge im Inneren des Konzertsaales als auch auf diesen inneren utopischen Ort.
(Elena Mendoza)