One line

Andrés Nuño de Buen: Leve

für Gitarrenquartett

(2018/2019)

Leve = leicht/schwerelos auf Spanisch. Gezupfte Saitentöne assoziiere ich mit etwas Fallendem; etwas Festem, der Schwerkraft unterlegen. Das liegt bestimmt an ihrem schnellen Anschlag und kurzen Ausklingen, mit dem Aufprall eines fallenden Objekts vergleichbar. Die Vorstellung, dies in etwas Schwereloses, Federleichtes zu verwandeln, war schon vor dem Komponieren daich wollte Gitarrenklänge in etwas weniger Greifbares ‚verdunsten’ lassen. Und nicht nur die Klänge, sondern auch die Gestalten, die sie gemeinsam bilden, sollten sich im Laufe des Stücks verflüchtigen. Vom Konkreten, Handfesten ins diffus Schwebende kippte irgendwann aber ungeplant selbst die Gestalthaftigkeit des ganzen Stücks um. Was passiert dann? Nach zwei Aufführungen höre ich das Stück als ein Labyrinth aus schlichten, sich überschneidenden vertikalen und horizontalen Elementen, in dem ich irgendwann begreife, dass ich gefangen bin.

Andrés Nuño de Buen